Von Wolfgang Nagorske

 

Diese Frage ist natürlich rhetorischer Natur, denn der große US-amerikanische Schriftsteller Mark Twain starb bereits 1910. In seine Autobiografie nahm er aber 1907 eine Notiz auf, die ihm offenbar gefiel und die er bei der morgendlichen Lektüre einer Zeitung fand. „Wahrscheinlich werden Sie eines Tages einen Präsidenten haben, dem es in höchstem Maße an staatsmännischen Qualitäten mangelt, einen, der egoistisch, impulsiv und von beschränkter Urteilskraft ist, der sich lediglich ins Rampenlicht drängt und bereit ist, den Wohlstand, ja die Freiheit des Landes für den kurzzeitigen Applaus der Volksmenge zu verschachern. Ist er Autokrat, wird Ihr Land fürs Erste so sein wie er. Statt einer mächtigen Nation, groß an physischer Stärke und größer noch an moralischen Qualitäten, werden Sie ein sich brüstendes, vereinnahmendes, ein schrilles, ein sich einmischendes Amerika vorfinden." Diese Sätze stammen von dem republikanischen Abgeordneten Samuel W. McCall, der von 1893 bis 1913 dem Kongress angehörte und 1896 dem Wahlausschuß vorstand, als es um die Nominierung des Vizepräsidenten der USA hinter Präsident William McKinley ging. Der zweite Mann des Landes sollte Theodore Roosevelt werden. Das wollte der Abgeordnete verhindern. Als McKinley 1901 ermordet wurde, wurde Roosevelt sogar Präsident bis 1909. Mark Twain hatte diesen Präsidenten offenbar nicht gemocht und bestaunte die Voraussicht des Abgeordneten McCall, der zweifellos nicht ahnen konnte, dass seine Vorahnung über die staatsmännischen Qualitäten von Präsidenten seines Landes auch hundert Jahre später noch Bestand haben könnte.

 

 


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