Von Karl Klauss

 

Das pfälzische Herxheim am Berg hat ein Problem. Es geht um eine 240 Kilo Bronzeglocke, die seit 1934 die Kirchengemeinde zum Gottesdienst ruft. Genauer gesagt geht es nicht um die Glocke an sich, sondern um die Inschrift auf der Glocke. Dort steht „Alles für das Vaterland Adolf Hitler“. Diese Glocke stiftete damals die Gemeinde der Kirche, nachdem bei einem Brand ein paar Jahre zuvor die Kirche zerstört wurde. Die Inschrift entsprach der Zeit. Ein Jahr nach der Inthronisierung des NSDAP-Führers Hitler zum Reichskanzler wurden nicht nur Kirchenglocken nach ihm geweiht, auch Hunderte deutscher Städte buhlten um die Ehrenbürgerschaft des neuen Kanzlers. Eine Ehrenbürgerschaft lässt sich allerdings schneller löschen, als die Inschrift einer 240 Kilo-Glocke. Und so entzweit die Glocke 83 Jahre nach ihrem ersten Glockenschlag die Herxheimer Einwohner. Das Schandmal muss weg sagen die einen, die Kirche verweist darauf, dass die Glocke der Gemeinde gehört und sie nichts machen kann. Das die Glocke überhaupt noch in Betrieb ist, verdankt sie allerdings ihrer Inschrift. Als es mit dem Tausendjährigen Reich zu Ende ging wurden zunehmend auch die Kirchenglocken konfisziert, um sie für neues Kriegsgerät einzuschmelzen. Als die Glocken-Einsammler die Inschrift lasen, zuckten sie vermutlich zusammen. Man könne doch ihren Führer nicht in den Stahlofen werfen. Die beiden anderen Glocken aus der Herxheimer Kirche hatten dieses Glück nicht.

Der Streit um die Hitlerglocke hat etwas Aberwitziges. Die Glocke weist auf die dunkelste Zeit in der deutschen Geschichte hin und kann doch als Mahnung an diese Zeit dienen. Wer hätte heute noch eine Vorstellung von den Konzentrationslagern, wenn sie nicht als Gedenkstätten den nachfolgenden Generationen als Mahnung dienen würden.


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