Von Wolfgang Nagorske

Eine flutartige Rassismus-Debatte überschwemmt unser Land. Ihren Ausgangspunkt nahm sie nach den Ereignissen in Minneapolis, bei denen die US-amerikanische Polizei einen Demonstranten schwarzer Hautfarbe zu Tode prügelte. Dieser beschämende Akt ist nicht hinzunehmen. Die Vereinigten Staaten haben in der Tat ein Rassismus-Problem, das in der Geschichte dieses Landes wurzelt. Rassismus gibt es auch in vielen europäischen Staaten, auch im Deutschland der Nachkriegszeit. Nur die Dimension ist eine andere. Es ist schlimm was vor Jahren in Rostock und Solingen, in Mölln und Hoyerswerda passierte, aber es ist unredlich damit eine ganze Gesellschaft zu stigmatisieren. Diesen Eindruck kann man gewinnen, wenn einzelne dümmliche Fans im weiten Rund einer Fußballarena sich als solche outen und Spieler schwarzer Hautfarbe beschimpfen. Wenn dieses Ereignis dann wochenlang die Schlagzeilen bestimmt muss man sich fragen, gibt es wirklich keine wichtigeren Dinge, die unsere Gesellschaft bewegen? Wenn jemand ein Rassist ist, der zu einer Süßigkeit Mohrenköpfe statt Schokoküsse sagt, dann fällt einem wirklich nichts mehr ein. Dann ist eine ernsthafte Diskussion über die Wurzeln und die Geschichte von Rassismus nicht mehr möglich. Wenn in dieser Trivialität das Problem auch in deutschen Parlamenten besprochen wird, dann spricht das nicht für eine ernsthafte und tiefgründige Ursachenforschung eines vorhandenen Problems. Vielleicht sollten Politiker doch öfter in ein Fußballstadion gehen, wenn es denn wieder möglich ist. Dann würden sie die Erfahrung machen, dass Spieler schwarzer Hautfarbe bejubelt und vergöttert werden. Es sind die Spieler der eigenen Mannschaft, die auf Schultern getragen werden. Beschimpft werden immer nur die Spieler der anderen, der gegnerischen Mannschaft. Allerdings auch die Spieler weißer Hautfarbe. Ist das auch Rassismus? Wann beginnt Rassismus? Wenn es der Mohrenkopf ist, dann werden wir dieses Problem nicht lösen. Vermutlich niemals.


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