Von Wolfgang Nagorske

 

Seit über fünf Wochen leben wir in Quarantäne. Eine solche Situation hat die Nachkriegsgeneration noch nie erlebt. Am Anfang war die Hoffnung, Ostern wäre alles wieder vorbei. Nun ist Ostern und noch dazu ein herrliches Wetter. Keine Familienbesuche, keine Kirche, kein Osterhase, keine Osterbräuche. Das gesellschaftliche Leben ist zum Erliegen gekommen. Das ist widernatürlich. Denn wir Menschen brauchen die Gesellschaft, Vereinsamung macht krank. Es fällt mir deshalb schwer zu glauben, dass über 80 Prozent der Deutschen die verschärften Einschränkungen des öffentlichen Lebens für gut befinden. In meinem Umfeld mache ich eher die Erfahrung, dass der Vorrat an Geduld nahezu aufgebraucht ist. Es fehlt auch an Orientierung, die wir medizinischen Laien von kompetenter Seite erwarten. Was wir erleben ist eher Desinformation. Fünf Virologen und zehn Meinungen. Beklagt wird die Flut an Verschwörungstheorien im Internet und in den so genannten sozialen Medien. Diese abstrusen Theorien verfangen, wo es keine Verständnis fördernde Aufklärung gibt. Das ist die Stunde der Politik. Weiterhin die Geduld zu strapazieren, kann die Lösung nicht sein. Niemand erwartet doch, dass von einer Stunde zur anderen der Schalter komplett zurückgelegt wird. Es ist an der Zeit, Signale der Hoffnung zu senden, die zugeschlagene Tür einen Spalt zu öffnen. Den ersten Schritt zurück zur Normalität wagen. Sollte sich auf diesem Weg eine Entscheidung als weniger glücklich erweisen, dann muss sie natürlich korrigiert werden. Dieser tastende Prozess auf dem Weg zurück zur Normalität darf nicht von Häme begleitet werden. Ein Suchender darf auch irren.


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