Von Wolfgang Nagorske

 

Die ehemaligen Volksparteien CDU und SPD machen sich sorgen über den Zusammenhalt der Gesellschaft. In kaum einem programmatischem Papier fehlt der Punkt, der sich Sorgen um den Zusammenhalt von Ost und West, Nord und Süd, ebenso macht, wie von jung und alt und reich und arm. Das verwundert schon, denn die Gesellschaft, oder deutlicher gesagt, das Volk der Deutschen, driftet schon seit einigen Jahrzehnten auseinander. Das hatte schon der SPD-Bundeskanzler Helmut Schmidt Anfang der 1980iger Jahre in einem Punkt voraus gesehen. Er beklagte das Auseinanderdriften der Löhne und Gehälter zwischen Arbeitnehmern und den Vorständen in den Unternehmen. Helmut Schmidt regte an, eine Grenze zu ziehen: Ein Vorstand sollte nicht mehr als 15mal mehr verdienen, als ein Arbeitnehmer im Durchschnitt. Denn beide brauchen einander. Das Unternehmen gut ausgebildete Arbeiter und die Arbeiter, kluge Unternehmensführer. Wenn das Gehaltsniveau nicht ausufert, ist das gut für das Arbeitsklima und keiner verliert den Kontakt zum anderen. Der ehemalige Kanzler würde mit dem Kopf schütteln, wenn er wüsste, wie weit die Schere auseinander gegangen ist. Im vergangenen Jahr erhielten die Konzernlenker 52-mal mehr als ihre Arbeiter und Angestellten. Beim VW-Konzern reichte diese Spanne nicht. Hier waren die Bezüge der Führungsetage 97-mal höher als der durchschnittliche Personalaufwand pro Mitarbeiter im Unternehmen. Trotz des Dieselskandals und hoher Strafzahlungen. Man mag einwenden, dass die Löhne beim Autobauer sehr hoch sind. Das allein rechtfertigt aber nicht das exorbitante Gehaltsgefälle. Dem Zusammenhalt der Gesellschaft, oder dem Kitt der Gesellschaft dient diese Entwicklung nicht. Und das Lohngefüge ist bei weitem nicht der einzige Gradmesser für Einigkeit und Recht und Freiheit. Noch früher als der deutsche Kanzler, nämlich in den 1960iger Jahren, erkannte der Schweizer Musikant Hazy Osterwald dieses Missverhältnis und komponierte und sang sein „Gehn sie mit der Konjunktur“. Darin heisst es: „Geld, das ist auf dieser Welt der einzige Kitt der hält, wenn man davon genügend hat.“


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