Von Wolfgang Nagorske

 

Der Chef der österreichischen Freiheitspartei Heinz-Christian Strache ist in eine Falle getappt. Wer die Falle legte ist unbekannt, zumindest wird es der Öffentlichkeit verschwiegen, aus Gründen des Quellenschutzes. Der FPÖ-Chef wurde in eine Villa auf Ibiza gelockt, um die Nichte eines russischen Oligarchen zu treffen, die ihm verlockende Angebote unterbreiten wollte. Diese Angebote waren in der Tat sehr verlockend. Von über 250 Millionen Euro war die Rede, die aus Russland in die Kassen der rechten österreichischen Partei fließen sollten. Natürlich nicht ohne Gegenleistungen. Herr Strache sollte sich für Staatsaufträge an russische Firmen einsetzen, was er für machbar hielt. Je öfter er zum Champagner griff, je mehr Ideen sprudelten aus ihm heraus, was man mit den Millionen so alles machen könnte. Zum Beispiel ein Mediensystem in Österreich zu installieren, wie es Präsident Orban in Ungarn geschaffen hat, das den Spielraum der Presse enorm einschränkt. Was Heinz-Christian Strache nicht ahnte, die Villa war voll von versteckten Kameras und Mikrofonen, die alles dokumentierten, was der eitle Heinz-Christian in zwei Stunden in der noblen Villa auf Ibiza an kruden Vorstellungen entwickelte. Dieses Video wirft allerdings auch Fragen auf. Es ist zwei Jahre alt. Warum wurde es erst jetzt unmittelbar vor den Europawahlen veröffentlicht? Darf investigativer Journalismus so weit gehen, dass, nun ja, kriminelle Methoden angewendet werden können? Wo liegt die Grenze zwischen Informationspflicht der Medien an die Öffentlichkeit und möglicher politischer Beeinflussung? Wenn es allerdings die Absicht der Verfasser dieses pikanten Videos war, die FPÖ und damit alle anderen Rechtsparteien in Europa vor den wichtigen Europawahlen am Sonntag zu schwächen, dann begibt man sich auf einem unsicheren Pfad. Dieses Video könnte auch zu einem Boomerang werden und das Gegenteil dessen bewirken, was die Veröffentlichung möglicherweise beabsichtigte. Wenn die gesamte politische und mediale Macht auf die Wähler rechter Parteien zielt, dann hat es diese Parteien bisher immer stärker gemacht. Ob im Alpenland, in Deutschland oder in Italien. Wenn am Sonntagabend bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt, dann werden wir es wissen.


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