Von Wolfgang Nagorske

 

Niemand war von den Ergebnissen der bayerischen Landtagswahl überrascht. Zu deutlich und fast einheitlich waren Woche für Woche die Prognosen der Meinungsforscher. Und so hatten die Gewinner und die Verlierer reichlich Zeit für ihre Bewertungen. Vor allem den Verlierern machte es dennoch große Probleme, die angemessenen und vor allem die richtigen Worte zu finden. Der CSU-Spitzenkandidat Markus Söder sprach von einem bitteren Ergebnis, was sollte er auch anderes sagen bei einem Absturz von rund 12 Prozent an Wählerstimmen. Die jahrzehntelange Alleinherrschaft der CSU in Bayern endete in der Tat mit einem Beben. Doch Söder fand sehr schnell wieder zu der durch die jahrelange CSU-Alleinherrschaft gewachsenen Arroganz. „Wir sind immer noch die stärkste Partei in Bayern und werden auch weiterhin Bayern regieren.“ Wenn das die Erkenntnis des Wahlsonntags sein sollte, was einem „Weiter so!“ gleichkommt, dann darf man auf das Ergebnis der nächsten Wahlen in vier Jahren sehr gespannt sein. Von einer tief greifenden Analyse auch bei dem anderen Verlierer SPD keine Rede. Hier fiel das Desaster noch schmerzlicher aus. Bei einem Ergebnis von neun Prozent der Stimmen machten selbst SPD-Mitglieder ihre Witze: „Wir feiern das Überspringen der fünf Prozent Hürde.“ Man werde das Ergebnis intern auswerten. Gerade das ist es, was die Wähler nicht wollen. Sie wollen Klartext und das in aller Öffentlichkeit. Die bayerischen Genossen hatten allerdings auch keine Chance. Die Weichen für die verheerende Niederlage in München wurden mehrmals falsch in Berlin gestellt. Nach der Bundestagswahl beschloss die Partei sich in der Opposition zu erneuern, um nur wenige Wochen später aus staatspolitischer Verantwortung, was übersetzt heißt, nur keine Neuwahlen, die eine Stärkung der AfD bringen könnte, wieder auf die noch warmen Regierungssessel zu setzen. Auch als sich CDU und CSU wochenlang einen erbärmlichen Streit lieferten, klammerten sich die Genossen an den Ministerposten, statt aus der Koalition auszutreten. Ja, und dann kam noch der Fall Maaßen. Eine SPD mit diesem jämmerlichen Selbstbewusstsein ist nicht wählbar. Die Wahl hatte einen strahlenden Sieger: Die Grünen. Ohne Querelen und klaren Ansagen zum Klimaschutz sind sie jetzt die Nummer zwei in Bayern.


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