Von Wolfgang Nagorske

 

Die drittgrößte Stadt in Sachsen ist immer noch aufgewühlt. Chemnitz hat innerhalb weniger Stunden den Stempel, eine rechte Stadt zu sein, aufgedrückt bekommen. Ein entsetzlicher Mord während des Stadtfestes hat die fröhliche und heitere Stimmung jäh zerrissen. Das Menschen dann spontan auf die Straße gehen und ihre Trauer und Mitgefühl der Familie zum Ausdruck bringen, die Ehemann und Vater verloren haben, ist das Anständigste auf der Welt. Mehr als unanständig ist es, die vom Mord Erschütterten als Rechtsradikale zu charakterisieren. Die des Mordes Beschuldigten zwei Männer sind Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak. Und hier beginnt das Politikum. Für die Rechten ein willkommener Anlass, lautstark und mit dem Hitlergruß gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung zu demonstrieren. Wo rechts demonstriert, demonstrieren auch Linke und Linksextremisten. In beiden Lagern waren die Chemnitzer die Minderheit. Ein organisiertes Netzwerk bringt innerhalb von wenigen Stunden Tausende Extremisten aus ganz Deutschland nach Sachsen und mittendrin eine überforderte und anfangs allein gelassene Polizei. Plötzlich ging es nur noch um Rassismus und Neonazismus und die Medien sprangen auf diesen Zug auf. Nicht nur Chemnitz, auch ganz Sachsen sei ein Refugium für Rechte und Rechtsradikale. Der Ursprung, der zu Demos und Gegendemos führte, verschwand im Nirgendwo. Dabei ist hier niemandem die Handtasche gestohlen worden, sondern es wurde ein Mensch ermordet auf bestialische Art und Weise. Der ursprüngliche Protest richtete sich gegen die verfehlte Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. Und das sollte in Chemnitz und überall in Deutschland erlaubt sein, ohne in der Folge als Rechtsradikaler stigmatisiert zu werden. Der Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt hätte verhindert werden können, denn der Attentäter Amri hatte kein Aufenthaltsrecht in Deutschland, hätte längst in Haft sitzen müssen. Und auch der mutmaßliche Mörder von Chemnitz lebt bereits seit zwei Jahren illegal in der Stadt. Der Staat hat sein Machtmonopol nicht zur Anwendung gebracht. Darüber sollte geredet werden und nicht um das angeblich braune Chemnitz.


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