Von Wolfgang Nagorske

Dieses Fazit zog die überwältigende Mehrheit der Gäste an der nun zu Ende gegangenen Fußball-Weltmeisterschaft in Russland. Zumindest ab dem Achtelfinale trifft diese Einschätzung in sportlicher Hinsicht uneingeschränkt zu, obwohl es auch in der Gruppenphase mit dem Spiel Spanien gegen Portugal eine Begegnung auf absolutem Weltniveau gab. Das diese beiden Weltklassemannschaften dann am Ende keine Rolle mehr spielten, zeigt nur das ungemein hohe Niveau dieses Turniers in Russland. Aber auch das Umfeld außerhalb der modernen Fußball-Arenen begeisterte die Fans aus Europa ebenso wie die Schlachtenbummler aus Südamerika, Afrika und Asien. Die sprichwörtliche Gastfreundschaft der Russen empfanden gerade die Gäste aus Westeuropa überwältigend. Was hatten doch zahlreiche Medien ihre Fans vor den undemokratischen Strukturen in Russland gewarnt. Fans suchen das Verbindende im Fußball und wollen sich nicht mit politischen Phrasen abgeben. Die fanatischen Anhänger Kroatiens unterstützten ihre Mannschaft im Spiel gegen Russland, um die russischen Fans nach der Niederlage im Elfmeterschießen ebenso herzlich zu trösten. Diese begeisternde Atmosphäre stieß auch einigen deutschen Medien auf. Man solle sich von diesem organisierten Zauber nicht blenden lassen und hinter die Kulissen schauen, wo allerorten bittere Armut zu finden ist. Natürlich, Russland ist kein reiches Land gemessen am Wohlstand der Mehrheit der Bevölkerung in Westeuropa. Aber auch in Westeuropa ist bitterste Armut nicht schwer zu finden. In Berlin-Neukölln oder Hamburg-Wilhelmsburg. Aber auch anderswo. Wer nach einem Fußballspiel in der europäischen Hauptstadt Brüssel die Arena Richtung Osten verlässt, erreicht nach einem halbstündigen Fußweg den Stadtteil Molenbeck. Beim Anblick der Straßenzüge und noch mehr beim Blick in die Augen der Menschen wird man von einem Gefühl der Fassungslosigkeit ergriffen. Und Molenbeck ist in Westeuropa kein Einzelfall. Doch hier soll man nicht hinter die Fassaden schauen, sondern lieber in Moskau, St. Petersburg oder Kasan. Die Menschen aus aller Welt haben andere Eindrücke gewonnen, als Medien es ihnen vorschreiben wollen. Russland hat gezeigt, dass es ebenso ein Fest des Fußballs organisieren kann, wie jüngst Brasilien oder Deutschland.


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