Von Wolfgang Nagorske

Nach dem pfälzischen Herxheim und dem saarländischen Rilchingen-Hanweiler nun das niedersächsische Schweringen. Nach den Herxheimern entdeckten auch die Saarländer Hakenkreuze an ihren Kirchenglocken. In Schweringen hing man die Nazi-Symbole sprichwörtlich nicht an die große Glocke und braucht es nun vermutlich auch nicht mehr. Denn die Hakenkreuze sind weg. In einem Bekennerschreiben mit dem Titel „Frühjahrsputz“ heißt es: „Es geschah in Verantwortung vor Gott. Wir haben die Glocken befreit von den Zeichen schwerer Schuld.“ So kann man es sehen. Man kann es aber auch anders betrachten. Die schwere Schuld, die Deutschland sich in der Zeit unter den Hakenkreuzen auflud, kann man nicht mit einem Frühjahrsputz ungeschehen machen. Geschichte ist geschehen und lässt sich nicht umschreiben nach heutigen Erkenntnissen. Vermutlich gibt es von der Ostsee bis zu den Alpen weitaus mehr als nur drei Glocken mit Hitler-Inschriften. So war die Zeit damals, nicht nur in der Pfalz, in Niedersachsen oder im Saarland. Die Glocke an der Saar war 1933 angeschafft worden, als das Saarland noch unter Völkerbundmandat stand. Neben den vier Hakenkreuzen trägt sie den Satz "Gott war in Gnaden, daß bald tue kund die Rückkehr zu Deutschland dein eherner Mund 1933". Die Inschrift bezieht sich auf die für 1935 vorgesehene Abstimmung über den Status des Saarlandes. Es kam nach dem Ersten Weltkrieg unter die Kontrolle des Völkerbundes und wurde bis 1935 unter französische Verwaltung gestellt. Bei der Abstimmung entschieden sich 90 Prozent der Wähler für eine Rückkehr nach Deutschland. Auch das ist deutsche Geschichte und kein Vorwurf an die Saarländer.

Der Streit um die Hitlerglocken hat etwas Aberwitziges. Die Glocken weisen auf die dunkelste Zeit in der deutschen Geschichte hin und können doch als Mahnung an diese Zeit dienen. Wer hätte heute noch eine Vorstellung von den Konzentrationslagern, wenn sie nicht als Gedenkstätten den nachfolgenden Generationen als Mahnung dienen würden.


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