Paukenschlag im Herz von Deutschland

Von Wolfgang Nagorske

 

Das hat es bei Landtagswahlen im wiedervereinigten Deutschland noch niemals gegeben. Die ungeliebte Linke gewinnt mit 31 Prozent der Stimmen die Wahl im Herz von Deutschland, wie Thüringen oft genannt wird. Und die noch weniger geliebte, wohl eher verteufelte AfD, belegt mit 24 Prozent den zweiten Platz. Erst dahinter kommt die seit Sonntagabend fassungslose CDU, die das Land nach der Wende ein viertel Jahrhundert regierte und erst vor vier Jahren die Regierung an die Rot-Rot-Grüne Koalition abtreten musste. Das Wahlergebnis erschwert eine Regierungsbildung, da die Linke mit Ministerpräsident Bodo Ramelow an der Spitze zwar weiter an Stimmen hinzu gewinnen konnte, seine beiden Koalitionäre SPD und Grüne aber erheblich an Zuspruch beim Wähler verloren. Selbst wenn die wieder im Landtag vertretene FDP hinzukommen würde, käme noch keine Mehrheit zustande. Die einzig realistische Koalition wäre ein Bündnis der Linken mit der CDU. Das wäre natürlich ein Dammbruch auf beiden Seiten. Die Linke fühlt sich eher in einem Bündnis mit SPD und Grüne wohler, wie bisher in Thüringen und seit einigen Monaten auch in Bremen. Für die CDU käme das einem Gang nach Canossa gleich. CDU-Chef Mike Mohring, seit fünf Jahren im Amt, wurde nicht müde die Linke unter Bodo Ramelow als Nachfolgerin des SED-Regimes zu charakterisieren, die Thüringen in den wirtschaftlichen Ruin treiben würde. Nach vier Jahren unter Ramelow ist die Wirtschaft stabil und prosperiert in so wichtigen Bereichen wie der Digitalisierung. Ramelow selbst hätte sich noch mehr Schwung gewünscht durch den Abbau von Vorbehalten in der Wirtschaft gegenüber der Linken. Er sieht sich und Thüringen auf einem guten Weg und die Thüringer sehen das offensichtlich ebenso. Es liegt nun an Mike Mohring und der Thüringer CDU eine neue Sichtweise auf die vom Wähler gewollten politischen Verhältnisse zu entwickeln. In den Freundeskreis von Kanzlerin Merkel und Parteichefin Kramp-Karrenbauer werden sie dann sicherlich nicht aufgenommen. Und natürlich muss auch die Linke und Bodo Ramelow Bewegung zeigen. Wem hat Politik eigentlich zu dienen? Den Eitelkeiten von Parteien oder den sympathischen Menschen im grünen Herz von Deutschland?


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