Was interessiert mich mein Geschwätz von Gestern

Von Wolfgang Nagorske

Diesen Satz sagte der erste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, Konrad Adenauer, des Öfteren, wenn er auf seinen Gesinnungswandel in kurzen Zeitabständen angesprochen wurde. Wenn der Wind sich dreht, zeigen Politiker immer wieder wie verwandlungsfähig sie sein können, auch siebzig Jahre nach Adenauer. Jüngstes Beispiel, der Minister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck. Seit Jahrzehnten strömt russisches Gas nach Westeuropa und natürlich auch nach Deutschland. Ohne Störungen und vergleichsweise günstig. Daran änderten auch immer wieder auftretende politische Krisen nichts. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine wird der Druck auf Deutschland seitens der USA und der Ukraine immer stärker, keine Rohstoffe aus Russland zu beziehen. An diesem Gas und Öl klebt Blut. So schnell geht das allerdings nicht. Deshalb sucht Minister Habeck dringend nach Alternativen um nicht länger von autoritären Staaten abhängig zu sein. Die Lösung scheint im Nahen Osten zu liegen. Mit Katar wurde bereits ein Lieferabkommen abgeschlossen, die Vereinigten Arabischen Emirate sollen folgen. Das wirft Fragen auf. Denn in Katar gibt es keine Meinungs- und Pressefreiheit. Dafür aber die Todesstrafe und die Unterdrückung von Frauen. Freie Wahlen finden nicht statt und Homosexualität ist verboten. Tausende Gastarbeiter, die am Bau der Stadien zur Fußball- Weltmeisterschaft eingesetzt waren, starben an den unmenschlichen Arbeitsbedingungen. Auch in den Vereinigten Emiraten sieht es nicht besser aus. Minister Habeck tut sich schwer zu erklären, ob am Öl aus dem Nahen Osten etwa kein Blut klebt. Von einem späteren Kohleausstieg der noch vor wenigen Wochen auf dem Tisch lag, ist keine Rede mehr. Ebenso spielt die Verlängerung der Atomkraft in Deutschland keine Rolle. Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern.


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