Deutschland und die Ukraine

Von Wolfgang Nagorske

Wer hätte das für möglich gehalten. Das Verhältnis zwischen Deutschland und der Ukraine trübte jahrzehntelang kein Missklang. Seit ein paar Tagen ist die diplomatische Idylle abrupt vorbei. Es begann mit dem Besuch der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock in Kiew. Ziemlich brüsk forderte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba von Deutschland Waffenlieferungen angesichts der zunehmenden Spannungen an der ukrainisch-russischen Grenze. Baerbock lehnte ab mit Blick auf die deutsche Verantwortung aus den Erfahrungen des zweiten Weltkrieges. Diese Haltung findet weltweit Verständnis und Zustimmung. Im politischen Kiew nicht. Außenminister Kuleba zeigte sich zutiefst enttäuscht über die Haltung Berlins. Der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, legt noch erheblich nach und spricht von Verrat und unterlassene Hilfeleistung an Freunden. Hier hat der ehemalige Boxweltmeister die diplomatische Bühne wohl mit dem ihm vertrauten Boxring verwechselt. Erschwerend für die deutsche Position kam die Aussage des Marinechefs, Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach, der einen militärischen Einmarsch Russlands in die Ukraine als Nonnsens bezeichnete. Der Admiral ist inzwischen zurück getreten, obwohl seine Einschätzung von nicht wenigen westlichen Militärs geteilt wird. Wie aufgeheizt die gegenwärtige Situation ist, zeigt auch die Reaktion des ukrainischen Botschafters Andrij Melnyk in Berlin. Er sieht in den Äußerungen des Admirals deutsche Arroganz und Größenwahn und eine heilige Allianz mit Kriegsverbrecher Putin bei einem deutsch-russischen Kreuzzug gegen China. Botschafter sind Diplomaten, deren vornehmste Aufgabe es ist, zwischen ihrem Land und dem Gastland, auch in schwierigen Situationen kühlen Kopf und klaren Sachverstand walten zu lassen. Herr Melnyk zieht es vor, Öl ins Feuer zu gießen.


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