Der Größte wäre 80 geworden

Von Wolfgang Nagorske

Er schrie es selbst aus sich heraus „I am the greatest.“ Ich bin der Größte, nachdem er am 25. Februar 1964 in einem legendären Kampf den seit drei Jahren unbezwungenen Sonny Liston besiegte und zum ersten Mal Weltmeister im Schwergewicht bei den Profis wurde. Der am 17. Januar 1942 in Kentucky geborene Cassius Clay war da gerade einmal 22 Jahre alt, aber schon längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Sein Stern ging bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom auf, als der 18jährige unbekannte Boxer für die USA im Halbschwergewicht die Goldmedaille gewann. Er besiegte der Reihe nach alles was Rang und Namen hatte. Im Viertelfinale ließ er den Goldmedaillengewinner von Melbourne Gennadi Schatkow aus der Sowjetunion keine Chance. Im Halbfinale wartete der australische Commonwealth-Sieger Tony Madigan. Nach einem souveränen Sieg stand der Junge aus Kentucky im Finale. Sein Gegner hieß Zbigniew Pietrzykowski, der dreifache Europameister aus Polen. Aber auch er konnte den Siegeszug des jugendlichen Schwarz-Amerikaners nicht aufhalten. Cassius Clay war nun nicht nur in der Boxwelt in aller Munde. Zahlreiche Manager standen Schlange an seiner Haustür, doch er hatte seinen Vater und die ganze Familie um sich. Der große Dokumentarfilmer Georg Stefan Troller vermutete das Geheimnis des steilen Aufstiegs dieses ungewöhnlichen jungen Boxers gerade in seiner Bodenständigkeit und in der Wärme seiner unmittelbaren Umgebung. Das war bei seinem großen Kontrahenten Sonny Liston weiß Gott nicht der Fall. Sein Management und auch er selbst waren eng mit dem organisierten Verbrechen verbunden. Als Cassius Clay ein Jahr nach seinem Triumph über Liston zum Miltärdienst einberufen wurde, wechselte der Kriegsgegner zum Islam über und nannte sich fortan Muhammad Ali. Lautstark trat er für die Gleichbehandlung der Afroamerikaner in den USA ein, gegen den Krieg in Vietnam und für die Verständigung aller Menschen über Religionen hinweg. Das hat in den USA nicht allen gefallen und auch in Deutschland gab es nicht nur freundliche Kommentare. Das Internationale Olympische Komitee ernannte ihn 1999 zum Sportler des Jahrhunderts. Jetzt wäre er 80 Jahre alt geworden. Es sollte nicht sein. Er starb am 3. Juni 2016 in Arizona an der Parkinson-Krankheit.


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