Er kam von ganz unten

Von Wolfgang Nagorske

Die Zeile aus der Überschrift verlangt nach einem Zusatz. Er kam von ganz unten und wurde der beste Stürmer der Welt. Gerd Müller begann in Nördlingen Fußball zu spielen. Mitschüler mussten ihn förmlich zum Verein tragen. Auf der Straße bolzen ja, aber ein Verein, das war etwas zu Vornehmes in seiner Lebenswelt. Seine Eltern mussten hart arbeiten, um sich und die fünf Kinder über Wasser zu halten. Am 27. April 1963 gab der 17-jährige Müller sein Debüt für die Herrenmannschaft des TSV. In seiner ersten Saison hatte der bullige Mittelstürmer mit 47 Toren bei 28 Einsätzen erheblichen Anteil am Aufstieg des Vereins in die Landesliga. Sein Trainer empfahl ihm einen Wechsel zum 1.FC Nürnberg. Doch dort zeigte man sich nicht geneigt, den Torjäger aus der Landesliga zu verpflichten. Aber auch andere Vereine klopften an der Tür seiner Eltern. Der Geschäftsführer des FC Bayern München war nur eine Stunde vor dem Kollegen von 1860 München bei den Müllers zu Hause. Von da an spielte er mit dem gleichaltrigen Franz Beckenbauer in einer Mannschaft und im Tor stand Sepp Maier. Doch auch hier gab es zum Auftakt Probleme. Trainer Cic Cajkovski fragte: „Was soll ich mit dickes, kleines Müllerchen?“ Der Bayern-Präsident sprach ein Machtwort: „Der Müller spielt!“. Und wie er spielte. Gerd Müller erzielte 33 Treffer und mit sechs weiteren Toren in der Aufstiegsrunde spielten die Bayern in der Bundesliga. Schon im zweiten Jahr wurde er mit 28 Toren, gemeinsam mit Lothar Emmerich, Bundesliga-Torschützenkönig und wurde als Fußballer des Jahres ausgezeichnet. Mit 365 Toren in 427 Partien ist er bis heute Rekordtorschütze der Bundesliga. Als Spieler von Bayern München gewann Müller vier deutsche Meisterschaften, viermal den DFB-Pokal, dreimal den Europapokal der Landesmeister, einmal den Europapokal der Pokalsieger sowie einmal den Weltpokal. Mit der Nationalmannschaft wurde er 1972 Europameister und zwei Jahre später Weltmeister. Nun ist er mit 75 Jahren gestorben, der beste Stürmer der Welt, der von ganz unten kam.


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