China isolieren?

Von Wolfgang Nagorske

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump setzte China auf die Feindesliste. Und zwar auf Platz eins. Das löste nicht nur Irritationen in der Europäischen Union aus. Nach der dramatischen Wahl vor einem halben Jahr in den USA atmete Europa auf. Mit dem neuen Präsidenten Joe Biden wird alles anders und vor allem besser werden. Mitnichten. Ja, im Umgangston ist Biden präsidialer als sein eher rüpelhafter Vorgänger. In der Sache eher nicht. Zumindest was die Beziehungen der USA zu China betreffen. Auch für Joe Biden ist China der Feind Nummer eins. Und er versucht, die europäischen Staaten auf diese Linie einzuschwören. Mehr noch. Mit Sorge sieht der US-Präsident eine Annäherung der anderen militärischen Supermacht Russland an China. Die USA planen diesen Prozess der Annäherung zu stoppen, indem man Moskau Avancen unterbreitet. Wie das geschehen soll, bleibt ein Rätsel. Gerade die Europäische Union hat in den vergangenen Jahren Russland mit einer Serie von Sanktionen überschüttet, dass die Atommacht die Beziehungen ihrerseits zu den EU-Staaten nahezu auf Null gesenkt hat. Russland verfolgt seinen eigenen Weg, die Beziehungen zu China auf eine breitere Basis zu stellen. Von diesem Kurs wird sich Moskau weder von den USA und schon gar nicht von der EU abbringen lassen. China zu isolieren ist ein wenig Erfolg versprechendes Vorhaben der USA. Zu eng sind die wirtschaftlichen Bindungen und Verbindungen der europäischen Staaten zu Peking. Und in den ärmeren Ländern in Afrika und Südamerika weiß man die schnelle Hilfe gerade von Russland und China bei der Versorgung mit Impfstoff gegen das Corona-Virus zu schätzen, als die USA in dieser Frage Kurs auf „America first“ hielt. Die jetzt angekündigte Lieferung von Impfstoffen wirft ein zwielichtiges Licht auf Joe Biden. China in der Weltpolitik zu isolieren ist ein hoffnungsloses Unterfangen.


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