Milva - „La Rossa“

Von Wolfgang Nagorske

Wie war sie? Aufbrausend, donnernd, oder einfühlsam besinnlich. Humorvoll mit Hintersinn oder doch mehr melancholisch. Diese Gedankenspiele sind müßig. Milva verkörperte alles in Einem. In ihren Liedern spiegeln sich die Gefühle der Menschen von himmelhochjauchzend bis zum tiefen Schmerz. So anspruchsvoll gegenüber sich selbst als Sängerin, war sie auch gegenüber den Komponisten und Textern. Alles musste stimmen. Das war ihr Anspruch bereits zu Beginn ihrer Karriere, als sie beim Schlagerfestival in San Remo 1961 auf sich aufmerksam machte. Ein künstlerisch inniges Verhältnis entwickelte sie zu dem griechischen Komponisten Mikis Theodorakis. Die Songs „Zusammenleben“ und „Von Tag zu Tag“ wurden Welthits. Doch nicht nur künstlerisch, sondern auch politisch standen sich die Beiden nahe. Milva wurde nicht nur ihrer roten Haarpracht, „La Rossa“, die Rote, genannt. Zeit ihres Lebens bezeichnete sie sich als Sozialistin und setzte sich für die Freilassung des Kommunisten Mikis Theodorakis ein, als dieser nach dem Putsch griechischer Militärs Ende der 1960er Jahre verhaftet und inhaftiert wurde. Aber nicht nur als Sängerin erreichte Milva Weltruhm. Der renommierte Regisseur Giorgio Strehler verpflichtete sie als Schauspielerin an das Piccolo Theater in Mailand, wo sie auch Brechts Seeräuber-Jenny in Italien zum Durchbruch verhalf.

„In meinem Heimatort, dem kleinen Nest am Meer“, singt sie in einem ihrer Lieder. In Goro an der italienischen Mittelmeerküste nahm alles seinen Anfang. Nun ist Maria Ilva Biocalti, ein Stern am blauen Himmel Italiens, in Mailand gestorben.


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