Was ist los an deutschen Universitäten

Von Wolfgang Nagorske

Universitäten sind ein Hort der Freiheit. Vor allem der Freiheit im Denken. Nur durch eine unvoreingenommene Suche nach Lösungen für aufgetretene Problemfelder schreitet die Wissenschaft voran. Das gilt für Naturwissenschaften ebenso wie für Geisteswissenschaften. Der Gründer des weltweit agierenden Versandhändlers Amazon, Jeff Bezos, formulierte sein Credo einmal so: „Erfindungen sind dann erfolgreich, wenn sie sich anfangs verrückt anhören, dann aber nach einiger Zeit so normal werden, dass Menschen nur noch darüber gähnen.“ Die Naturwissenschaft hat dabei allerdings einen Vorteil. Wenn ein Experiment glückt, dann ist der vorher als verrückt Erklärte schnell rehabilitiert. Anders verhält es sich bei den Wissenschaften, die sich mit dem Verhalten von Menschen in wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhängen beschäftigen. Hier gibt es bei heran gereiften Problemen nicht den einen Lösungsansatz, sondern die Lösung liegt nicht selten im Zusammenspiel verschiedener Wissenschaften. In diesem Findungsprozess darf und kann es keine Tabus geben. Doch gerade hier sehen Beobachter eine Verengung und Beschneidung der Redefreiheit an deutschen Universitäten. Professoren, die Visionen entwickeln und sie zur Diskussion in den wissenschaftlichen Raum stellen, werden ausgebuht, nieder geschrien und sogar angefeindet, wie es dem renommierten Politikwissenschaftler Professor Herfried Münkler erging. Es bilden sich so genannte Diskurswächter, die an Universitäten darüber bestimmen wollen, was und worüber geredet werden darf und gleichzeitig behaupten, diese Angriffe auf die Redekultur gebe es überhaupt nicht. Wo sind wir hingekommen? Jenen Feinden der Redefreiheit an einer Universität kann man nur zurufen: „Mit dem, was ihr nicht wisst, kann man Bibliotheken füllen.“


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