Das so ganz andere Weihnachten

Von Wolfgang Nagorske

Nichts ist mehr, wie es einmal war. Ein bisher nicht gekanntes Virus zieht seit einem Jahr um die Welt und hinterlässt eine Spur von Opfer, Leid und Trauer. Dinge, die zu den Selbstverständlichkeiten unseres seit Jahren gewohnten Lebens gehören, sind auf einmal nicht mehr möglich. Regelmäßige Besuche zu Eltern und Kindern sind erschwert, dem Urlaub am Meer sind Grenzen gesetzt, ja, Theater, Kino, Konzerte und auch der Fußball werden zu Erinnerungen an eine andere Zeit. Verkommen zu einem Geisterspiel. Das gesellschaftliche und kulturelle Leben ist zum Erliegen gekommen oder flackert im virtuellen Raum. Unmut und Resignation greifen um sich und wollen unseren Mut und unsere Hoffnung zerstören. Alles kann passieren, aber nicht das. Ich erinnere mich an die Geschichte eines Arztes aus Halle an der Saale, der Weihnachten 1942 mit fünf  demoralisierten Soldaten im Keller eines zerbombten Hauses im Kessel von Stalingrad Schutz suchte. Ärztliche Hilfe war nicht mehr möglich und so sagte er zu ihnen: „Ich habe keine Medikamente mehr und auch kein Verbandsmaterial. Aber ich habe für euch ein Bild gemalt. Seht her, hier steht eine Kirche und dort ein Haus und auf einer grünen Wiese blühen Blumen.“ Vergleiche lassen sich nicht in andere Zeiten übertragen. Wir haben heute die Möglichkeiten die Pandemie zurück zu drängen und zu besiegen. Was aber bleibt sind Mut und Hoffnung. Mut und Hoffnung dürfen niemals versiegen. Auch wenn die zu Hoffnungsträgern Berufenen so reden, als sei alles dunkel und alles trübe. Angst und Schrecken taugen nicht zur Krisenbewältigung. Die Menschheit hat zweifellos schon Schlimmeres erlebt und überlebt. Manchmal half auch ein selbst gemaltes Bild in einem verschütteten Keller von Stalingrad.


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