Lockdown Nummer 2
Von Wolfgang Nagorske
Nun also doch. Nach dem März folgt nun der Lockdown 2 über die Feiertage und den Jahreswechsel. Zunächst bis zum 10 Januar. Doch wer will schon so recht daran glauben. Zuviel, was in diesem Jahr bereits angekündigt oder verkündet wurde, war nach wenigen Tagen bereits wieder Schnee von gestern. Der Lockdown kommt, doch wann er wieder geht, wer will das schon stichhaltig sagen. Verwirrende Aussagen in diesem sonderbaren Jahr sind reichhaltig über uns gekommen. Von Politikern, Wirtschaftsweisen und ja, auch von Virologen. Wenn ein bisher unbekanntes Virus über uns gekommen ist, dann ist es keine Schande widersprechende Erklärungen zu seiner Eindämmung abzugeben. Ein Suchender darf auch irren. Aber nicht jeden Tag aufs Neue und im Brustton der Allwissenheit. Eine ehrliche Ausnahme ist die Professorin Melanie Brinkmann von der Technischen Universität Braunschweig. Sie sagte, unsere Waffen gegen das unerforschte Virus sind die Maske, Abstand halten und Händewaschen. Und fügte hinzu, dies gelte bis zur Anwendungsreife eines Impfstoffes. Man mag über diese Diagnose entsetzt und enttäuscht sein, aber sie zeigt uns die nackte Wahrheit, der wir ins Auge sehen müssen. Und auch der jetzt zur Verfügung stehende Impfstoff wird die Situation nicht schlagartig ändern. Eine solche ehrliche Analyse hätten die Menschen vor allem von der Politik erwartet. Doch die Mehrheit unserer Politiker sonnte sich im milden Verlauf der Pandemie in Deutschland gegenüber den anderen europäischen Staaten und schrieb das ihrem umsichtigen Handeln zu. Heute wissen wir, es war vielleicht Glück oder ein nicht zu erklärendes Phänomen. Es fehlt eine berechenbare und von jedem nachzuvollziehende Strategie im Kampf gegen die Pandemie. Dann hat man auch die Menschen an seiner Seite und nicht als Gegner auf Demonstrationen.