Wieder eine Ost-West Debatte

Von Wolfgang Nagorske

Das hatte uns gerade noch gefehlt. Nun gibt es auch in der Corona-Zeit eine neue Ost-West Debatte. Es geht um die Frage, warum sind die Ossis so gut wie kaum von Corona betroffen, aber dafür die Süd-und Westdeutschen umso mehr? Eine Erklärung gab ein Wissenschaftler in einer renommierten Tageszeitung: Weil die Ostdeutschen weniger Geld haben, können sie auch nicht zum Skifahren nach Ischgl und Kitzbühel fahren, wo die europäische Welle ihren Anfang nahm. Ja, auf diesem Niveau sind wir inzwischen angekommen. Mal abgesehen davon, dass nicht jeder Bayer oder Nordrhein-Westfale zum Skifahren nach Ischgl, Kitzbühel oder St. Moritz fährt, zieht es die Ossis zum Schnee vielleicht eher ins Riesengebirge oder in die Karpaten. Und wenn nun der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow für sein Land die Corona-Beschränkungen weiter lockern will, weil es am Rennsteig kaum noch Infizierte gibt, kommen Warnungen aus Bayern. Ausgerechnet Markus Söder, der gemeinsam mit seinem Düsseldorfer Kollegen Armin Laschet, vor wenigen Wochen im Lockerungswettlauf der Bundesländer dem Bund den Führungsanspruch in der Bekämpfung der Epidemie absprach. Corona ist Ländersache und Basta. Das ist eine der Ursachen, dass wir nun zwischen Schwerin und München einen Flickenteppich von Verordnungen haben. Es fehlen nur noch die Zollhäuschen aus den Zeiten des Deutschen Bundes. Nun der Umschwung auf der Corona-Piste wieder hin zu mehr Verantwortung für die Bundesregierung. Herr Söder macht es sich auch zu einfach, wenn er die Schwierigkeiten Bayerns bei der Eindämmung der Epidemie auf die Grenznähe zu Österreich sucht. Das schwer getroffene Tirschenreuth in der Oberpfalz liegt von Österreich fast genau so weit entfernt wie das Corona freie Suhl in Thüringen. Der schelmisch veranlagte Ministerpräsident Reiner Haseloff aus Magdeburg sieht eine mögliche Ursache für den leichteren Verlauf der Epidemie im Osten darin, dass die Ossis im Umsetzen der Richtlinien disziplinierter sind. Aber auch das kam im Süden und Westen Deutschlands nicht gut an.


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