Die zweite Welle

Von Wolfgang Nagorske

 

Die von der Corona-Epidemie so schwer getroffenen Spanier und Italiener freuen sich über jeden Tag, wo die Zahlen der Toten und Infizierten weiter zurückgehen. Ihr Optimismus sieht schon wieder Touristen an ihren sonnenüberfluteten Stränden. Vor allem die seit Jahren treuesten Gäste sehnen sie herbei: Die Deutschen. Doch nördlich der Alpen bis zu den Stränden an Ostsee und Nordsee ist nicht viel von Zuversicht zu spüren. Vor allem Politiker aus dem Regierungslager übertreffen sich Tag für Tag in der Disziplin Schwarzmalerei. Gerade wir Deutschen hätten aber allen Grund, wenn schon nicht mit Freude, so doch wenigstens mit Gelassenheit in die Zukunft zu schauen. Seit einigen Tagen sinkt die Zahl der vom Corona-Virus neu Infizierten in den Hunderter Bereich, während vor einigen Wochen diese Zahl Tag für Tag noch weit über Tausend lag. Auch die Zahl der Menschen, die die Intensivstationen wieder gesund verlassen weist ständig nach oben, während die Zahl der Todesfälle stetig abnimmt. Ja, und auch der so genannte Verdopplungsfaktor, also die Zahl an Tagen an denen sich die Anzahl der neu Infizierten verdoppelt, liegt bei über 90 Tagen. Noch zu den Osterfeiertagen lag dieser Faktor unter zehn. Alles Fakten über die wir uns freuen können. Doch was hören wir von unseren Regierungsvertretern? Ich kenne die medizinischen Grundkenntnisse unseres Außenministers nicht. Aber er warnt im Lichte der guten Nachrichten vor der zweiten Welle der Epidemie. Dabei steht er nicht allein. Die Warnung vor der zweiten Welle scheint zu einer Lieblingsformulierung vieler maßgebender Leute geworden zu sein. Es gibt aber auch Wissenschaftler die sagen, Psychologie ist das halbe Leben. Wer gute Nachrichten verkündet und Zuversicht verbreitet, setzt eine Welle von Optimismus in Bewegung. Und Optimismus kann Berge versetzen. Psychologie hat viel mit Einfühlungsvermögen zu tun. Daran scheint es manchem Entscheidungsträger in diesem Lande zu mangeln.


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