Unsere Virologen

Von Wolfgang Nagorske

Ich zweifle weiß Gott nicht das Fachwissen der in diesen Tagen besonders gefragten Virologen an. Dafür habe ich viel zu viel Hochachtung vor dem medizinischen Stand. Auch dass es unterschiedliche Interpretationen der augenblicklichen Situation bei der Abwehr der Corona-Pandemie gibt, kann ich gut verstehen. Die absolute Wahrheit kann niemand für sich in Anspruch nehmen. Was mich stört, um nicht zu sagen entsetzt, ist die Art und Weise wie diese Herren ihren Streit ausfechten. Da wird nicht das Problem von verschiedenen Seiten beleuchtet, wie es in der Wissenschaft üblich ist, nein, da fliegen die Fetzen bis hin zu persönlichen Beleidigungen. Und das in aller Öffentlichkeit in den Medien. Als augenblicklicher Höhepunkt fiel sogar das Wort Veterinär. Der Erkenntnisgewinn für den medizinisch Unwissenden aus diesem Streit nähert sich der Marke Null. Da wurde uns immer wieder gesagt, der so genannte Verdoppelungsfaktor, also nach wie viel Tagen sich die Zahl der mit dem Virus infizierten Menschen sich verdoppelt, sei der Gradmesser für den Fortschritt im Kampf gegen die Epidemie. Vor Ostern lag der Faktor bei 10 Tagen, eine Woche nach Ostern bei 35 Tagen. Das ist doch eine tolle Entwicklung. Pustekuchen. Viel wichtiger ist der Indikationsfaktor heißt es nun, also die Frage wie viel andere Personen ein mit dem Virus Infizierter ansteckt. Hier ist die Zahl Eins maßgebend. Wird der Faktor größer, sagen wir 1,2 dann ist das schlecht. Er liegt aber bei 0,7. Auch das ist ja ein Grund zum Optimismus. Bei zuviel Freude schlägt die Stunde der Politiker. Die werfen entsetzt beide Arme zum Himmel: Die Lage ist immer noch äußerst, äußerst besorgniserregend. Das verstehe wer will. Da bleibt uns nur noch, unsere Virologen zu fragen. Aber das hatten wir ja schon.


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