Rassismus-Debatte und alle sind im Urlaub

Von Wolfgang Nagorske

 

Dank des Fußballspielers Mesut Özil wissen wir es nun: Deutschland ist ein vom Rassismus durchwehtes Land. Und wir Deutschen haben es gar nicht gemerkt. Diese Augen hat uns das Kind türkischer Eltern geöffnet, die einst vor der bitteren Armut ihrem Heimatland den Rücken kehrten. Mesut Özil wurde in Deutschland geboren, ging in Gelsenkirchen zur Schule und erhielt beim Kumpelverein Schalke 04 eine exzellente Fußballausbildung, die aus seinem Talent einen erstklassigen Fußballspieler machte. Zahlreiche Vereine buhlten um seine Dienste und es kam der Tag, da sich Mesut Özil entscheiden musste, ob er eine Karriere in der Nationalmannschaft mit dem türkischen Halbmond oder dem deutschen Adler auf der Brust einschlägt. Er entschied sich für das schwarz-weiße Trikot der Deutschen. Nicht nur die Fans jubelten ihm zu, auch als er längst die Bundesliga verlassen hatte und sein Geld in Madrid und London verdiente. Auch die Bundeskanzlerin lobte die integrative Kraft des Deutschen Fußballbundes im Lichte des Weltmeistertitels von Rio und Bundestrainer Löw ließ ab und an durchblicken, dass der schmächtige Techniker schon so etwas wie sein Lieblingsschüler ist. Mesut spielte immer, ob in Hochform oder im Formtief. Ja, wo war er denn da, der deutsche Rassismus? Haben wir das alle nicht gemerkt, wie dieses Gespenst aus den Fußballarenen längst alle gesellschaftlichen Bereiche vergiftet hat? Die deutsche Öffentlichkeit ist ob des Rassismus-Etiketts empört. Nur alle, die auf Grund ihrer Verantwortung sich dazu hätten äußern müssen sind im Urlaub. DFB-Chef Grindel schickte immerhin ein laues Papierchen, Bundestrainer Löw erholt sich auf Sardinien und auch Frau Merkel verabschiedete sich nach der Lohengrin-Aufführung von Bayreuth aus in die Sommerfrische. Und Mesut Özil tourt mit Arsenal London um die Welt. Wie muß er doch gelitten haben, 92 mal im deutschen Nationaltrikot gespielt haben zu müssen.


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